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Das Baryton/viola di bordone, viola bardone/
dieses in der zweiten Halfte des 17. Jahrhunderts entstandene Streich- und Zupfinstrument mit seinem besonderen Klangeffekt, erlebte seine Glanzzeit bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Den 6-7 Streichsaiten einer entsprechend gebauten Viola da Gamba in Tenor-Basslage wurden ein Register (8-20 oder mehr) Metallsaiten hinzugefügt. Die starke Resonanzwirkung dieser Saiten ergibt den einzigartigen Klang des Barytons, auch können sie mit dem linken Daumen hinter dem Hals des Instruments angezupft werden.
Leopold Mozart stellte das Baryton in seiner Violinschule (1756) folgendermassen vor: "Dieses Instrument hat, gleich der Gamba 6 bis 7 Seyten. Der Hals ist sehr breit und dessen hinterer Theil hohl und offen, wo neun oder auch zehn messingene und stahlerne Seyten hinunter gehen, die mit dem Daumen berühret, und geknippet werden: also zwar, dass zu gleicher Zeit, als man mit dem Geigebogen auf den oben gespannten Darmseyten die Hauptstimme abgeiget, der Daume durch das Anschlagen der unter dem Hals hinabgezogenen Seyten den Bass dazu spiele. Und eben deswegen müssen die Stücke besonders dazu gesetzet seyn. Es ist übrigens eines der anmuthigsten Instrumente."
Über das Baryton und dessen Spielart schrieb wohl als erster Daniel Speer in seinem im Jahr 1687 in Ulm erschienenen Lehrbuch, Unterricht der Musikalischen Kunst: "...Noch eine Viol ist vorhanden, so diese alle übertrifft, wird Viola di Bardon tituliret... Solcher Künstler aber so darauf spielen, findet man gar wenig..."
Das älteste heute bekannte Baryton stammt aus Wien um 1655, die frühesten Barytonkompositionen entstanden um 1670. Die Stimmung und Anzahl der Streich- bzw. Resonanz- und Zupfsaiten waren damals recht unterschiedlich. Das beweisen die erhalten gebliebenen Originalkompositionen und die etwa 30 Exemplare Barytongamben, die sich ausschliesslich in Museeen befinden und leider meist in unspielbarem Zustand sind. Eine der glücklichen Ausnahmen ist das für den Fürsten Nikolaus Esterházy im Jahr 1750 durch Johann Joseph Stadlmann in Wien erbaute Baryton mit 7 Streich- und 10 Resonanzzupfsaiten. Dieses Instrument gehört heute der Musikinstrumentensammlung des Ungarischen Nationalmuseums und kann bei besonderen Anlassen auch angespielt werden.
Joseph Haydn stand ab 1762 als Kapellmeister im Dienste des Fürsten Nikolaus Esterházy, der das Baryton leidenschftlich liebte und es selbst auch recht gut spielte. Fürst Nikolaus, "der Prachtliebende", regte die Musiker seiner Hofkapelle immer wieder an, ihm neue Barytonwerke zu schaffen. So ermahnte er auch Haydn: "...sich embsiger als bishero auf die Composition zu legen, und besonders solche Stücke, die man auf der Gambe spielen mag, wovon wir noch sehr wenig gesehen haben..." Die Instrumentengattung, die in der Hofmusik bei Nikolaus Esterházy am haufigsten vorkommt, war das Trio Baryton, Viola und Violoncello. Heute wissen wir von 126 solcher Barytondivertimenti allein von Joseph Haydn, etliche Werke gelten aber als verschollen.
Die Stimmung des Barytons war am fürstlichen Hof einheitlich: D-G-c-e-a-d für die Streichsaiten und A-d-e-fis-g-a-h-cis-d für die Aliquotsaiten. Haydn notierte beide Stimmen im Violinschlüssel - eine Oktave höher als es tatsächlich klingt. Die Verwendung der Zupfsaiten gab Haydn durch die unter die Noten gesetzten Ziffern von 1 bis 9 an. Dessen Stimmung prägte auch die Tonarten der Barytonkompositionen. Es überwiegen die in D-dur, etwas seltener die in A- und G-dur, B-Tonarten kommen kaum vor. Der formale Aufbau der Barytontrios ist mit ganz wenigen Ausnahmen dreisätzig, die Satzfolge ist unterschiedlich, eher frei zusammengestellt. |
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